Ziel des Gartenprojekts „langSamer“ ist die Schaffung einer Nutzgarten-Oase als „Arbeits-“ oder Tagesstrukturangebot für Menschen in schwierigen Lebenssituationen und entsprechend besonderen Bedürfnissen – ein Ort der Entschleunigung, der Sinnlichkeit und Betrachtung, des bewussten Umgangs mit Lebensmitteln und Ressourcen.

Dieser Nutzgarten in der nächsten Umgebung der Stadt Biel wird nach ökologisch nachhaltigen Kriterien gestaltet und gepflegt. Er ist klein strukturiert, beherbergt eine möglichst vielfältige Pflanzen- und Tierwelt und wird (mit wenigen Ausnahmen) ohne Maschineneinsatz bearbeitet.

In diesem Garten wirken Menschen mit, deren Situation sie vorübergehend oder längerfristig daran hindert, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die alltägliche Arbeit, welche immer in Berührung mit dem Lebendigen in Boden, Pflanzen und Tieren geschieht, soll ihnen den Weg eröffnen zu einer neuen Zuneigung, einer Liebe zum Werden und Vergehen des Lebens und zu sich selbst.

Sowohl das gärtnerische Handeln wie auch die Beziehungsgestaltung unter den Mitarbeitenden orientieren sich an Anregungen aus der Anthroposophie. Der Garten wird verstanden als wachsender lebendiger Organismus, als Individualität, in welchem der Mensch als Teil eines Ganzen wirkt. Dessen Teilhabe am Garten ist nicht der Erfüllung eines bestimmten Ziels (z.B. Produktion und Rentabilität) gewidmet. Vielmehr bietet sich dem Menschen hier ein vielfältiges Entwicklungsfeld an, in welchem er sich nach eigenen Bedürfnissen (neu) entfalten kann. Dieses Feld gilt es in gegenseitiger Achtung zu pflegen und zu fördern.

Die Lebensmittel, welche aus der Arbeit im Garten entstehen, werden als Geschenk an das Leben wahrgenommen und als Wertschätzung für die geleistete Gartenpflege. Sie sind im Einklang mit ihrem Wesen und dem Rhythmus der Jahreszeiten gewachsen und stehen so für Qualität an Lebenskraft. Sie finden den Weg in die Küchen verschiedener Kunden, wo die Menschen sich an ihrem Geschmack und Aussehen, aber auch an ihrer Entstehungsgeschichte erfreuen.

Das ganze Gartenprojekt versteht sich nicht nur als Oase für Ruhe-bedürftige Menschen und eine bedrohte Pflanzenwelt. Es will auch Botschafter sein, einer Alternative für eine von Konsum, Hast und Druck geprägten Lebensform. In diesem Sinn ist jeder Besuch im Garten willkommen.